Chile 1                                                                     Region Los Ríos bis Region Valparaíso

Vom 18. März bis 05. April 2015

 

Fortsetzung von Bericht Argentinien 2

 

Die entsprechenden Fotos zu dem Bericht findet man am Ende des Textes.

 

Nach dem Paso Cardenal Samore beginnt der Nationalpark Puyehue. Hier türmen sich zunächst noch große weiße Ascheberge rechts der Straße und viele Bäume der einstmals schönen Wälder sind abgestorben. Bei der chilenischen Zollkontrolle erhalten wir die Touristenkarte Tarjeta Única Migratoria und den Título de Importación Temporal de Vehículos, der Einfuhrgenehmigung für unsere Fahrzeuge. Sämtliche Schränke werden nach unerlaubter Einfuhr von Obst, Gemüse und Fleisch durchsucht.
 
Nach dem Verlassen der nun dicht bewaldeten Ausläufer der Anden haben wir herrliche Ausblicke auf den Lago Puyehue und den 70 km entfernten schneebedeckten Kegel des 2652 m hohen Vulkans Osorno, der majestätisch die Landschaft beherrscht. Die Stadt Osorno überrascht mit einer gepflegten zentralen Plaza de Armas und der Feria Libre Rahue. Dort bei der Markthalle bieten Bauern Obst, Gemüse, Käse und viele andere Sachen an und auch etliche Fischsorten sind im Angebot. Wir sind wieder einmal die einzigen Touristen und es macht Spaß, hier umher zu bummeln.

Die Bauernhöfe im sanften Hügelland um Panguipulli halten auf den total trockenen Weiden Rinder und Schafe und an der Straße verkaufen aus dem vollgepackten Kofferraum ihrer Autos geschlachtete Hühner. Hier im mittleren Chile hat es seit Dezember nicht mehr geregnet. An so eine Trockenphase kann sich hier keiner erinnern. Nicht nur die Urwälder in der Reserva Nacional China Muerta östlich des Parque Nacional Conguillo brennen, sondern auch Wälder östlich des Vulkans Lonquimay. Hier zeugen Namen wie Aparthotel Andenrose und Café Aleman Augsburg von deutscher Besiedelung.

 

Unser Sohn Mario besucht uns gemeinsam mit seinem Freund Eric für acht Tage in Chile. In Villarrica bereichert die Bäckerei Rostock mit Vollkornbrot und Kuchen unsere Verpflegung. Nach dem großen Ausbruch des Vulkans Villarrica vom 3. März ist dieser wieder aktiv und bläst schwarze Aschewolken in den Himmel. Daher wurde in einem Umkreis von 10 km eine erhöhte Alarmstufe ausgerufen. Die geplante Besteigung des Vulkans ist daher unmöglich.

 

Im nahen Parque Nacional Huerquehue machen wir eine Wanderung auf dem Sendero Los Lagos durch Wälder mit teilweise uralten über tausend Jahre alten Bäumen zu den Seen Chico, Verde und Toro. Vereinzelt bieten sich uns unter stahlblauem Himmel und bei klarer Sicht zurück tolle Ausblicke auf den Lago Tinquilco und dem 50 km dahinter aufragenden dampfenden Vulkan Villarrica. In den weitgehend naturbelassenen Termas Los Pozones baden wir bis Mitternacht unter einem funkelnden Sternenzelt. Bei den Ojos del Caburgua wandern wir in paradiesischer Umgebung, wo der Fluss über mehrere Wasserfälle herunter in ein großes Becken rauscht. Farne, Büsche und uralte moosbewachsene Bäume bilden die grüne Vegetation dieses kleinen Tales. Vom Reiterhof Antilco reiten wir unter kompetenter Begleitung von Guide Carmen durch eine herrliche bewaldete Andenlandschaft, gekrönt vom rauchenden Villarrica in der Ferne. Weiter geht es über die Wiesen, durch einen Bach und dann durch den Busch, wo wir immer wieder mal die Köpfe einziehen müssen. Diese Reittour ist unbedingt zu empfehlen (www.antilco.com).

 

In Temuco besuchen wir den Feria Libre Pinto, den interessanten Versorgungsmarkt, wo unzählige Mapuche-Indios der Umgebung ihr landwirtschaftliches Angebot feilbieten. Auch beim nahegelegenen Mercado Municipal mit seiner großen Anzahl von Kunsthandwerksständen der Mapuche und etlichen Restaurants pulsiert das Leben. Bei Pellohue erreichen wir den Pazifischen Ozean, dessen hohe Wellen auf den schwarzen Sandstrand prallen. Das Wasser ist durch den von der Antarktis kommenden Humboldtstrom eiskalt und es gibt gefährliche Strömungen. Bei Punta del Mar genießen wir im Restaurant Las Roca Fische und Meeresfrüchte und den Blick auf das Meer. Vor dem Strand brodelt das Wasser vor lauter Fischen, die in riesigen Schwärmen dahinziehen und darüber kreisen Pelikane und andere Vögel. Bei Ruca del Mar haben wir schöne Ausblicke auf das Meer und die Fischerboote, die von Treckern aus dem Wasser gezogen werden. Auffällig im gesamten Küstengebiet sind die ausgedehnten angepflanzten Kiefer- und Eukalyptuswälder, die letztlich in den vielen Sägewerken der Umgebung verarbeitet werden.

 

Als wir runter nach Constitución fahren, lesen wir an einer hohen langen Betonwand „Es lebe der Wald“. Unten im hässlichen Ort ankommen, wissen wir auch warum: Hier stehen die Papierfabriken, die den Wald verarbeiten und die Luft verpesten. Um die Fabriken als Feigenblatt grüne gepflegte Rasenflächen, Palmen und Spielplätze. Am Playa Los Gringos sitzen hunderte Kormorane und am Playa Vegas Los Patos hunderte Pelikane auf den Felsen und weite Ausblicke bieten sich auf die Küste. Weiter nördlich wandern wir über die ausgedehnten Dünen von Putú.

Auf dem Weg nach Norden sehen wir neben der Panamericana schon bald die ersten Weinfelder, Maisfelder und Obstplantagen. Bei Pirque machen wir eine Besichtigung des Weingutes Concha y Toro mit dem alten Weinkeller del Diablo, die ihren Abschluss in einer Weinprobe findet. Wir fahren hoch in das beeindruckende Maipo-Tal bis San José de Maipo und San Alfonso. In der Reserva Nacional Rio Clarillo genießen wir bei einer Wanderung die schönen Ausblicke auf die Anden, die hier nur von Buschwerk und nur in den Tälern von Bäumen bewachsen werden.

 

Vor Valparaiso biegen wir ab zur Reserva Nacional Lago Penuelas, wo wir auf dem Campingplatz übernachten. Von hier fahren wir mit unserem Motorroller 30 km hinunter in die Hafenstadt Valparaiso und haben kein Parkplatzproblem. Die Besonderheit des historischen Zentrums sind über 45 zum Meer abfallende Hügel. Von einem schmalen Küstenstreifen führen etliche Schrägaufzüge (Ascensores) hinauf auf die Hügel. Die Plaza Sotomayor wird vom prachtvollen Monumento de Los Héroes de Iquique beherrscht, die an die verlorene Seeschlacht während des Salpeterkrieges erinnert. Ringsherum etliche repräsentative Gebäude, darunter das Hauptquartier den chilenischen Marine. Unten am „Plan“ gehen wir zur Muelle Prat mit den Ausflugsschiffen und den großen Frachtschiffen. Wir spazieren durch die umliegenden Straßen und fahren dann mit den Ascensores hinauf auf verschiedene Hügel. Von dort genießen wir bei herrlichem Wetter die Ausblicke auf Valparaiso und das Meer bis hinüber zum mondänen Seebad Vina del Mar. Die Aufzüge sind über hundert Jahre alt und zum großen Teil primitiv aus einfachen Holzbrettern zusammengebaut. Aber in all den Jahren hat es nie einen Unfall gegeben. Dieser Bereich wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Jeder Hügel hat sein eigenes Flair, weil Einwanderer verschiedener Nationen diese verschiedenen Bereiche besiedelt haben. Es macht uns Spaß, oben durch die Straßen und Gassen der Hügel vorbei an teils bunten Häusern und bemalten Wänden vorbei zu schlendern und dann über Treppen wieder hinunter zu laufen.

 

Eine weitere Rollertour führt uns hinunter zum Fischerort Quintay, der idyllisch am Fuß der Berge liegt. Dort besichtigen wir die Gebäude der alten Walverarbeitungsfabrik, wo die Fischer ihrem blutigen, aber für sie notwendigen Handwerk nachgingen. Über eine Rampe wurden die getöteten Wale an Land gezogen, zerstückelt und den Gebäuden verarbeitet. In den Gebäuden ist heute eine Ausstellung mit vielen Fotos aus der Walfangzeit, aber auch über den WWF und die heute stattfindenden Walbeobachtungen. Einige urige Restaurants am Hafen offerieren eine umfangreiche Speisekarte des Pazifiks.

 

Über Los Andes fahren wir vorbei an Weinfeldern und Obstplantagen und schließlich hinein in die Andentäler, die von kargen, trockenen Bergen umgeben sind. Über 30 Haarnadel-Kurven schraubt sich die Ruta 60 hinauf bis 3.250 m. In der Mitte des 3 km langen Tunel del Cristo Redentor verläuft die Grenze zwischen Chile und Argentinien.

 

Fortsetzung siehe unter Bericht Argentinien 3