Verschiffung Hamburg bis Montevideo
Vom 28. April bis 31. Mai 2014
Adios Hamburg
Pünktlich um 10 Uhr erscheinen wir am Oswaldkai und legen im Büro unsere Verschiffungspapiere vor. Die Schranke öffnet sich und wir werden von einem Pilot-PKW direkt vor die GRANDE BUENOS AIRES der Grimaldi-Line geleitet. Nach einer knappen Stunde können wir schon mit unserem WOMO auf das Schiff fahren. Es handelt sich um ein Roll-On-Roll-Off-Schiff (RO-RO), das von Fahrzeugen über eine Rampe befahren werden kann, aber zusätzlich noch hunderte Container aufnehmen kann. So werden während des Tages noch viele Neuwagen und Baumaschinen sowie Container verladen. Wir können währenddessen mit dem Gepäck unsere Kabine beziehen. Zu unserer Überraschung haben wir ein Upgrade von der gebuchten kleinen Innenkabine (1.800 € pro Person) zur großen Eigner-Außenkabine (3.300 € pro Person) bekommen. Sie verfügt über ein Wohnzimmer mit Couch, Sessel, Tisch, Schreibtisch und über ein Schlafzimmer mit Doppelbett, Schrank und Kommode sowie ein Bad mit Waschbecken, Toilette, Bidet und Badewanne/Dusche. In dieser kleinen Ferienwohnung lässt es sich aushalten. Nach dem Mittagessen (leckeres 3-Gänge-Menü mit Pasta, Fisch, Fleisch, Obst, Weißbrot, Wasser, Limo und Weißwein) gehen wir an Deck und winken unserer Tochter zu, die extra aus Köln angereist ist und auf der anderen Seite des Hafenbeckens steht, um uns zu verabschieden. Zum ersten Mal kommt auch bei uns Abschiedsstimmung auf vor der großen Reise nach Süden. Wir hissen unsere 12 m lange Deutschlandfahne, die auch bei der Fußball-WM zum Einsatz kommen soll. Am Nachmittag bekommen wir die Sicherheitseinweisung von einem Mitglied der Crew und am Abend gibt es wieder ein 3-Gänge-Menü. Wenn das so weiter geht, kommen wir gemästet in Uruguay an. Kurz vor Mitternacht legt dann die GRANDE BUENOS AIRES in Hamburg ab. Bei ruhiger See sind wir auf der Nordsee Richtung Antwerpen unterwegs. Wir erhalten vom Sicherheitsoffizier eine umfangreiche Einweisung in die Bestimmungen.
Die Nacht liegen wir mit weiteren 50 Schiffen vor Holland vor Anker und dann zwei Nächte in Antwerpen, wo jede Menge Container entladen und Autos, Container, landwirtschaftliche Maschinen und sogar Straßenbahnen und riesige Windräder beladen werden. Die Autos stehen bis zum obersten Deck 13. Damit ist das Schiff voll beladen. Insgesamt passen auf das Schiff ca. 3.500 Fahrzeuge. Ein Teil der Crew wird ausgewechselt, darunter auch der Capitano. Die Besatzung besteht aus 29 Männern, jeweils etwa zur Hälfte aus Italienern und Indern, dazu ein Rumäne. Die Italiener besetzen die Brücke und übernehmen die Navigation, Organisation, Wartung der Elektrik und Verwaltung des Schiffes. Die Inder sind vor allem für den Maschinenraum, die Organisation auf den Decks und die Sicherheit an der Rampe zuständig und führen Reparaturen und Verschönerungsarbeiten durch. Der Rumäne ist praktisch der „Hausmeister“ an Bord für alle sonstigen Arbeiten. Die Inder arbeiten acht Monate je nach Vermittlung durch Agenturen für unterschiedliche Reedereien auf verschiedenen Meeren und haben dann 4 Monate Urlaub in der Heimat, wo sie alle mit mehreren Generatíonen in einem Haus leben. Der Steward Arjan bedient in der Mensa/Messroom die Offiziere, der Steward Giovanni die acht Passagiere und reinigt auch deren Kabinen. In der Küche bereiten der Italiener Pasquale und der Inder Susanta Kumar jeweils für ihre Leute die Speisen zu. Wir Passagiere werden von Pasquale versorgt, entscheiden uns zur Abwechslung aber auch für das leckere und reichlich gewürzte indische Essen. Fast alle Mitglieder der Crew sind ausgesprochen freundlich und so herrscht immer eine angenehme, entspannte Atmosphäre an Bord.
In Antwerpen an Bord gekommen sind auch sechs weitere Passagiere aus Frankreich. Es sind Nathalie und Lionel, Isabel und Patrick sowie Marie-Claude und Georges, die mit Ihren Allradfahrzeugen Süd-, Mittel- und Nordamerika bereisen wollen und zum Teil schon viel Südamerika-Erfahrung haben. Mit ihnen und den Stewards haben wir schon von Anfang an ein gutes Verhältnis und wir machen im Laufe der nächsten Wochen viele Späße miteinander.
Die GRANDE BUENOS AIRES passiert in den nächsten Tagen bei schönem Wetter den Kanal zwischen England und Frankreich, umschifft dann in mehreren hundert Kilometer Abstand und bei etwas stärkerem Seegang Portugal sowie die Westküste Marokkos und Senegals. An einem Tag erklärt uns der Capitano die Brücke und später wird auf der GRANDE BUENOS AIRES mit allen Besatzungsmitgliedern und Passagieren eine Übung durchgeführt, wobei alle auch mit Schwimmwesten in die Rettungsboote einsteigen müssen. Zwei Tage später sehen wir nachts die Lichter der Ostküste von Fuerteventura. 10 Tage nur Wasser In den folgenden Tagen fahren wir wie immer im gemächlichen Economy-Tempo von 30 Stundenkilometern über die Weiten des Atlantiks und genießen die erholsamen Stunden in der Sonne auf Deck 12. Die Reise wird immer mehr für uns die Entdeckung der Langsamkeit. Immer wieder sehen wir fliegende Fische, doch aus dieser Höhe von ca. 25 Metern haben wir keinen Größenvergleich, denn auch die Wellen sehen von hier oben recht klein aus. Nur ganz selten sehen wir Delfine, einmal allerdings sogar eine Delfinschule von etwa 30 Tieren. Wenn man an Deck steht und zu allen Seiten das unendlich erscheinende Meer sieht, wird einem deutlich, dass die Erde als blauer Planet bezeichnet wird. Wir entdecken auf dieser Schiffsreise die Langsamkeit und erleben diese Reise nach Südamerika viel intensiver als unsere bisherigen dreißig Flugreisen nach Nordamerika. Und das Schönste ist: Wir haben unendlich viel Zeit! Wir sehen jetzt täglich nur noch ein Schiff irgendwo am Horizont. Prima finden wir, dass wir von der Crew die Gelegenheit bekommen, manchmal E-Mails an Verwandte und Freunde zu senden und empfangen zu können. So haben wir doch noch Kontakt zum Rest der Welt. Außerdem können von den Passagieren Waschmaschine und Trockner sowie der Fitnessraum genutzt werden. Die Wasserversorgung erfolgt durch eine Meerwasserentsalzungsanlage.
Mit unseren französischen Freunden spielen wir fast täglich Tischtennis sowie Kicker. Ich mühe mich zusätzlich an den Fitnessgeräten, laufe bis zu 600 Stufen und drehe meine Jogging-Runden auf dem später autofreien Deck 13. Die Kalorien der zweimal täglichen warmen Mahlzeiten mit jeweils drei Gängen und des Frühstücks wollen verarbeitet werden. Abends ist oftmals Kartenspiel angesagt, so dass keine Langeweile aufkommt, zumal auch DVD-Filme zur Auswahl stehen. Außerdem lernen wir fast jeden Tag die nötigsten Vokabeln und Sätze im brasilianischen Portugiesisch und die Franzosen Spanisch. Auf Anfrage erhalten wir Passagiere die Gelegenheit, den Maschinenraum zu besichtigen. Dieser erstreckt sich auf ganzer Breite, etwa 60 m Länge und über mehrere Etagen und ist erheblich größer, als wir uns das vorgestellt hatten. Der Lärm dort unten ist erwartungsgemäß gewaltig. Wir steigen etliche Stufen hinunter, passieren die riesigen Zylinder und sind schließlich ganz unten bei der Antriebswelle, die sicherlich einen Durchmesser von 80 cm hat. Zum Abschluss haben wir die Gelegenheit im höher gelegenen zentralen Regieraum dem Chefmaschinisten etliche Fragen zu stellen. Das Schiff verbraucht jeden Tag etwa 50 Tonnen Schweröl und hinterlässt nicht nur auf dem Meer und in den Häfen, sondern auch auf den oberen Decks jede Menge Ruß. Der hinterlässt manchmal auch auf unserer Kleidung Spuren. Alle paar Tage wird die Uhr um eine Stunde zurückgestellt, bis zu unserer Ankunft in Brasilien wird dies fünfmal der Fall sein. Seit dem Beginn unserer Seereise haben wir ständig leichten Nordostwind und meist wenige Wolken. Es ist inzwischen jeden Tag schwülwarm und die Sonne brennt uns kräftig auf den Pelz. An einem Tag regnet es kräftig aus allen Luken. Mit indischen Crew-Mitgliedern sehen wir uns in unserer Kabine auf Laptop Bilder an und mit unseren Franzosen einen DVD-Film über Südamerika.
Am 11. Mai erreichen wir gegen 17 Uhr den Äquator und erhalten wie die anderen Passagiere und einige Männer von der Besatzung oben neben der Brücke bei bedecktem Himmel die Äquatortaufe. Wir beide heißen jetzt laut offizieller Äquator-Urkunde „Carp“ und „Grooper“ und werden wie alle Anderen zur Belustigung der Zuschauer mit Schokoladensoße im Gesicht eingeschmiert. Die Leute von der Crew bekommen unter großem Jubel noch zusätzlich eine Cola oder einen Eimer Wasser über den Kopf geschüttet. Anschließend werfe ich unsere Alu-Flaschenpost mit spanischem und englischem Brief und unserer Visitenkarte in den Atlantik. Wer diese findet, bekommt von uns 50 US-Dollar zugeschickt. Mal sehen, ob und wann sich jemand aus Afrika oder Südamerika meldet. Bei stärkerem Seegang setzen sich nicht nur die Bilder an der Wand leicht in Bewegung, sondern auch die Ping-Pong-Spiele im Inneren des Deck 12 werden noch abwechslungsreicher, denn die Ballwechsel nehmen beim schwankenden Boden oftmals einen ungeahnten Ausgang. Insgesamt haben wir aber eine wirklich ruhige Überfahrt und keiner an Bord wird seekrank. Mit dem Navi können wir unsere aktuelle Position östlich vom brasilianischen Recife weit draußen auf dem Atlantischen Ozean gut erkennen. In der Nacht gehe ich auf Deck 13 und genieße den Blick auf den vom Vollmond beleuchteten nunmehr ruhigen Atlantik, über den die GRANDE BUENOS AIRES unter dem gleichmäßigen Brummen der Motoren und des Schornsteins dahingleitet.
Bom Dia Brasil
Als wir am 15. Mai aufwachen, sehen wir aus unseren Kabinenfenstern erstmals wieder Land: Brasiliens Ostküste mit den Großstädten Vila Velha und Vitoria und dem dahinter aufragenden Gebirge. Wir genießen das herrliche Wetter bei knapp 30 Grad auf Deck und den Blick auf die Küste. Insgesamt 35 Stunden liegen wir hier vor Anker, bevor ein Boot den Piloten bringt, der nun auf der Brücke die Anweisungen gibt. Im warmen Licht der Spätnachmittagssonne fährt unser Schiff die eindrucksvolle enge Passage vorbei am felsigen Ufer mit sehenswerten Wochenendhäusern, mit Surfern und feiernden Brasilianern und unter der langen Brücke hindurch an der Marina vorbei, ehe es hinter einem über hundert Meter hohen riesigen Felsen an den Hafenanlagen von Vitoria festgemacht wird. Nicht nur wir Passagiere, sondern auch viele Mitglieder der erstmals hier eintreffenden Crew fotografieren diese beeindruckende Hafeneinfahrt. Auf der nahe gelegenen anderen Seite des Hafens pulsiert das Leben und der Feierabendverkehr quält sich durch die Straßen. Dahinter ziehen sich die Armenviertel (Favelas) der Stadt den Hügel hinauf. Nachdem hinter den Bergen die Sonne untergeht, wird es schnell dunkel und Vitoria zeigt an diesem lauen Herbstabend die nächtliche Beleuchtung einer großen Stadt. Diesen Blick aus dem Kabinenfenster hat man nicht alle Tage, es ist ein wenig wie bei einer Kreuzfahrt. Am nächsten Tag werden bei der GRANDE BUENOS AIRES nicht nur Container be- und entladen, sondern auch etwa tausend PKW, die nun in langen Reihen auf dem Hafengelände stehen und sofort auf etliche Autotransporter gefahren werden. Da beim Verladen eines schwankenden Containers drei Autos auf dem obersten Deck schwer beschädigt wurden, muss der Capitano bei der Versicherung in Vitoria noch vorsprechen und so verzögert sich die Abfahrt unseres Schiffes um zwei Tage.
Nachts hat die Crew unseres Schiffes etwa 10 km vor Rio de Janeiro die Anker gesetzt. Im Dunst können wir einen großen aus dem Meer aufragenden Felsen sehen: Es ist der Pao de Acucar, der Zuckerhut. Am Nachmittag kommt ein Pilot an Bord und leitet die Einfahrt in den Hafen. Fregattvögel begleiten in angemessener Entfernung das Schiff, während wir uns bei ruhiger See und strahlendem Sonnenschein Rio nähern. Ganz langsam zieht links im Südwesten eine traumhafte Szenerie an uns vorbei: Vorn der Zuckerhut, dahinter die weißen Hochhäuser des Stadtteils Botafogo und weit hinten in fast 10 km Entfernung in über 700 Meter Höhe der Corcovado, auf dem wir ganz klein die weiße Statue von Christus dem Erlöser (Cristo de Redentor) erkennen können. Fantastisch, denn auch als wir weiter Richtung Westen gleiten und vor uns den Strand und die Hochhäuser von Flamenco sehen, haben wir weiter den Blick zum Corcovado und zum Pao de Acucar. Düsenjets fliegen über uns und landen auf dem Flugplatz des nahe gelegenen Zentrums von Rio. Linkerhand dann der Marinehafen mit den grauen Kriegsschiffen. Wir wechseln auf die nördliche Seite des Schiffes und blicken auf die Stadt Niteroi und die längste Brücke Südamerikas, die die Halbmillionenstadt Niteroi mit Rio verbindet. Nicht nur wir Passagiere, sondern auch die Crewmitglieder fotografieren wie verrückt, denn die meisten von ihnen sind auch zum ersten Mal in Rio. Dann legt die GRANDE BUENOS AIRES am südlichen Ende der Brücke im Hafen an. Über die Brücke drängt der Feierabendverkehr aus Rio nach Norden und in der Nacht werden ständig Container und PKW vom Schiff entladen. Bei leichtem Morgendunst verlassen wir den Hafen von Rio und genießen nochmals den Blick auf eine der am schönsten gelegenen Städte der Welt mit ihren Stränden Copacabana, Ipanema und Leblon.
Gegen Mitternacht erleben wir die interessante Einfahrt in den Hafen von Santos. Es ist der größte Hafen von Brasilien, von dem 40 % aller Waren des Landes exportiert werden. Etwa drei Kilometer fährt die Grande Buenos Aires durch den engen Meeresarm vorbei an Hafenanlagen, an denen etliche Frachtschiffe liegen und be- oder entladen werden. Es ist schon ein gewaltiger Eindruck, hier oben auf Deck 13 zu stehen und aus ca. 30 m Höhe herunterzublicken, während das Schiff ganz langsam nach insgesamt 45 Minuten die Anlagestelle erreicht. Vor uns eine riesige Fläche mit Containern, dahinter die viel befahrene Zufahrtsstraße und am Berg ziehen sich die Favelas hin. Am nächsten Tag werden Container und Fahrzeuge entladen, Straßenbahnen und sogar riesige Windräder. Gemeinsam mit unseren französischen Freunden gehen wir zum nahe gelegenen Stadtzentrum von Santos und stehen vor dem Portal der Bolsa de Café, einem der bedeutendsten Baudenkmäler Brasiliens. Das ist die ehemalige Kaffeebörse Brasiliens. Diese Gegend des Bundesstaates Sau Paulo war und ist das größte Kaffee-Anbaugebiet Brasiliens und Santos war schon vor über hundert Jahren Treffpunkt der Börsenmakler. Sie haben im Auktionssaal auf dem kunstvoll aus Jacaranda-Holz bearbeiteten Gestühl gesessen und die Kaffeepreise ausgehandelt. Wir betreten den eindrucksvollen hohen Auktionssaal mit seinem Marmorfußboden und dem im Halbkreis aufgestellten Gestühl mit den kleinen Kaffee-Tischchen, von wo sich ein Blick auf die Wände mit Malereien von Benedito Calixto, in das offene erste Stockwerk und zur hellen Decke bietet, die großflächig mit Ornamentglas verarbeitet ist. Wir besichtigen die eindrucksvolle Darstellung der Geschichte der brasilianischen Flugpost und des Kaffees mit vielen Informationen und großflächigen Schwarzweiß-Fotos. Inzwischen sind auch die ersten Schulklassen mit den einheitlich gekleideten Jugendlichen im Museum, die immer freundlich zu uns herübersehen und sich amüsieren. Anscheinend sind wir hier Exoten. Zum Abschluss trinken wir alle noch einen ausgezeichneten Kaffee, bevor wir mit der restaurierten Straßenbahn des Baujahrs 1910 eine dreiviertel Stunde durch die Straßen von Santos poltern und uns auf brasilianisch-portugiesisch die Sehenswürdigkeiten erklären lassen (nao entendi!). Wir speisen dann im sauberen, vollbesetzten Per-Kilo-Restaurante Porto XXI ausgezeichnet zu Mittag und durchstreifen anschließend die Straßen der Stadt.
Nach einem außerplanmäßigen Stopp im Hafen von Paranagua fährt das Schiff bei stärkerem Seegang weiter nach Süden, wie fast immer in einem Abstand von 50 km zur Küste. Als wir an der südbrasilianischen Küste entlangfahren, glauben wir, unseren Ohren nicht zu trauen: Es erklingen deutsche Schlager aus dem Radio. Hier in der Umgebung von Porto Alegre gibt es noch über hunderttausend Nachfahren deutscher Einwanderer. Im ersten Morgenlicht fahren wir Richtung Westen auf dem Rio de la Plata an Montevideo vorbei, deren Skyline wir in der Ferne sehen können. Noch vor dem Dinner sehen wir dann im Süden die Skyline von Buenos Aires vorüberziehen.
Buenas Tardes Argentina
Wir fahren langsam in die Dunkelheit, nunmehr ganz langsam auf dem braunen Rio Parana. Fast hat man den Eindruck, dass wir aus einem Flugzeug hinunter auf die Wolken blicken, denn es hat sich über dem Fluss leichter bis stärkerer Nebel gebildet, über den die oberen Decks hinausragen. Das Land ist kaum zu sehen und wie auf einem Geisterschiff gleiten wir dahin. Von den Masten des Schiffes bis zu den unteren Stahlträgern der modernen, den Rio Parana überspannenden Brücke fehlen nur etwa 2 Meter. Dann lösen sich die Nebel vereinzelt auf und wir sehen die blinkenden Lichter der Bojen, die den Weg weisen und die Lampen der kleinen Häuschen am Ufer. Bald danach legt die GRANDE BUENOS AIRES im Hafen von Zarate an, in dem weniger Container, aber tausende von Fahrzeugen auf den unübersehbaren Parkplätzen abgestellt sind. Am nächsten Morgen müssen wir zwei Kontrollposten passieren, ehe wir die Hafenanlagen verlassen und mit dem Taxi ins 5 km entfernte Zarate fahren. Der Fahrer kommt schnell und brockenweise auf die Fußball-WM, Schweinsteiger, Messi und Schumakker und Vettel zu sprechen. Die Sportsprache ist einfach und international. Wir spazieren durch den schönen zentralen Park, die nicht besonders sauberen Straßen, vorbei an vielen renovierungsbedürftigen Gebäuden, de modernen und abgeschirmten Anlagen des Yachtclubs und weiter auf der neuen gepflegten Promenade unten am Rio Parana. Viele Menschen Zarates sind einfach gekleidet, etliche Autos älteren Datums und es zeigt sich doch ein Unterschied im Lebensstandard zum zuvor besuchten Santos. In einem der wenigen geöffneten Restaurants der am Spätnachmittag sehr belebten Innenstadt essen wir ausgezeichnet zu Abend, eine angenehme Abwechslung zum sich doch wiederholenden Angebot auf unserem Schiff. Als wir in das Taxi einsteigen, muss der Fahrer erstmal seinen Baseballschläger zur Seite legen, damit Patrick auf dem Beifahrersitz Platz nehmen kann. Er berichtet, dass er schon zweimal eine Pistole an der Schläfe gehabt habe, als er von Banditos überfallen wurde. Ob ihm der Baseballschläger gegen einen Revolver hilft, bezweifeln wir allerdings, es sei denn, er zieht schneller.
Buenos Dias Uruguay
Weit nach Mitternacht legt unser Schiff in Zarate ab und beim Frühstück blicken wir auf die im ersten Morgenlicht erscheinende Skyline von Buenos Aires. Über den braunen Rio de la Plata bläst ein kräftiger kühler nordöstlicher Wind vom wolkenlosem Himmel. Dreißig Kilometer vor Montevideo liegt die GRANDE BUENOS AIRES auf dem Rio de la Plata neben etwa 60 anderen Schiffen vor Anker. Ein phantastischer Sonnenaufgang begrüßt uns am vorletzten Tag unserer Schiffsreise, als wir aus dem Kabinenfenster blicken. Beim Frühstück erfahren wir, dass wir erst am nächsten Tag in den Hafen von Montevideo einlaufen werden und somit erst gegen Mittag das Schiff verlassen können. Dann ist der 31. Mai und wir kommen 6 Tage später als geplant an. Gegenüber unserer ersten Buchungsbestätigung im Oktober sind wir sogar 20 Tage im Verzug. Aber wir haben ja viel Zeit. Wir geben unsere Fotos an unsere französischen Freunde und die Crew weiter und vertreiben uns die Zeit. Also nochmal auf dem Schiff zu Abend essen. Unser Koch Pasquale gibt sich zwar alle Mühe, aber viereinhalb Wochen lang gab es zum Lunch und Dinner jeweils verschiedene Pasta, dünne Fleischscheiben mit Salat und Fisch sowie Früchte. Am Ausschiffungstag geben wir noch Trinkgelder an die Köche und Stewards und können dann endlich mit unserem Wohnmobil von der GRANDE BUENOS AIRES herunter auf das Hafengelände von Montevideo fahren.
Buenos Dias Uruguay
SÜDAMERIKA, WIR KOMMEN!
(2. Juni 2014)
Fortsetzung siehe unter Brasilien 1