Brasilien 2                                                                 FIFA-WM 2014

Erleben der WM-Spiele mit den Brasilianern in den Stadien und vor dem TV in den Städten und Dörfern

Weil wir fußballbegeistert sind, haben wir uns während unserer Reise so oft wie möglich WM-Spiele im TV angesehen, zusammen mit den Brasilianern und anderen Nationalitäten in Restaurants, Churrascarias, Bars oder einfachen Kneipen. In Salvador haben mit hunderten Fans aus den USA und Belgien in den engen Gassen gesessen und haben bei toller Stimmung das Nachmittagsspiel Argentinien gegen die Schweiz gesehen. Übrigens haben wir die Spiele fast immer vor neuen und oft großen Flachbildschirmen sehen können, die überall aufgestellt waren. Während wir als einzige Deutsche bei den Spielen unserer Nationalelf stehend die Nationalhymne mitgesungen haben, bleiben die Brasilianer bei Spielen ihrer Mannschaft ganz relaxt sitzen und unterhalten sich. Im Fernsehen kommt da aus den Stadien eine ganz andere Stimmung rüber. Aufgrund der hohen Temperaturen von bis zu 35 Grad und Luftfeuchtigkeit von 95 % sind alle vorstehend genannten Räumlichkeiten nach 3 Seiten offen, so dass immer für etwas Luftzug gesorgt ist. Bei den Spielen der brasilianischen Nationalmannschaft, der Selecao, sind anscheinend die meisten Leute zuhause, die anderen treffen sich an den genannten Orten. Allerdings nimmt man es hier nicht so genau, denn einige verpassen den Einmarsch der Mannschaften oder den Anstoß oder sind erst einige Minuten nach der Halbzeit wieder dabei. Besondere Spielsituationen werden hier ganz selten kommentiert, ganz im Gegenteil zu Deutschland. Man nimmt das Spiel gelassen und richtige Emotionen zeigen die meisten eigentlich nur, wenn ein Tor für die Selecao gefallen ist. Dann allerdings werden immer Knallkörper mit der Lautstärke von Handgranaten gezündet.

 

Das Interesse für die anderen WM-Spiele hält sich bei den Brasilianern in Grenzen. Es zählt vor allem das eigene Team. Und für die Medien ist scheinbar die Selecao gleichbedeutend mit Neymar, denn es wird zum großen Teil nur über ihn berichtet. Und er wird seiner Rolle als Superstar seines Teams gerecht, bestimmt das Spiel, macht einige Tore und führt die Selecao zu den erhofften Siegen. Das mit dem Siegen klappte so gut, dass anscheinend das ganze Land und auch das eigene Team glaubte, Neymar macht das schon. Bis er dann im Spiel gegen Kolumbien schwer verletzt wird und die Mannschaft plötzlich merkte, dass sie nur von ihm gelebt hat und nicht dazu in der Lage ist, eine geschlossene Gesamtleistung zu erbringen. Das Ergebnis war die historische 1:7-Niederlage gegen Deutschland am 8. Juli. Auf den Fotos seht Ihr die Titelseiten der brasilianischen Zeitungen am nächsten Tage.

 

Die letzten Spiele der Weltmeisterschaft haben wir in verschiedenen Restaurants im netten Dorf Imbassai an der Palmenküste Linha Verde des Bundesstaates Bahia im Fernsehen verfolgt. Wir litten mit den Brasilianern bei der 0:3-Niederlage gegen Holland und feierten mit Brasilianern den Weltmeistertitel der deutschen Nationalmannschaft beim 1:0 gegen Argentinien. Unbeschreiblicher Jubel brach im mit 80 Personen besetzten Restaurante „E MASS ….A" los, als Mario Götze in der 113. Minute den Siegtreffer erzielte. Vor dem Fernseher tanzten wir mit Einigen im Kreis und sangen „Olé Olé Olé, we are the Champions, Olé". Die zuvor sehr lautstarken fünf Argentinier waren nun ganz ruhig und einer gratulierte mir sogar zum Sieg.

 

Am nächsten Tag fuhren wir in Fußball-Bekleidung über zweihundert Kilometer bis ins Reconcavo. In den Städten und Dörfern winkten uns viele Menschen zu, als sie ALEMANIA an unserem RMB-Wohnmobil lasen und hoben den Daumen. Und immer wieder wurden wir angehupt und manche riefen uns zu „Alemanha, Campeao do Mundo". Nun wurde auch ich mutiger, als die brasilianischen Autofahrer für uns wegen des Weltmeistertitels zweispurig fünfzehn Kilometer lang Spalier standen (oder handelte es sich um einen Stau?). Ich hupte fast die ganze Strecke ohne Unterbrechung, sang aus dem offenen Fenster und schwenkte die Schwarz-Rot-Goldene Fahne, sehr zur Belustigung der neben ihren Fahrzeugen stehenden Brasilianer. Diese wiederum zeigten „Daumen hoch". Im Restaurant „Paraguassu" in Sao Felix konnten wir die Glückwünsche zum WM-Titel sogar per Handschlag entgegennehmen. Dabei hatten wir doch gar nicht mitgespielt, sondern unsere Jungs nur beim Spiel gegen Ghana in Fortalezza lautstark unterstützt …

 

Was wir vorher bei der WM erlebt haben? Siehe Berichte und Fotos hier unten!

 

Fortsetzung siehe Bericht Brasilien 3.

Keine Tickets für das Achtelfinale zwischen Deutschland und USA in Recife

Am 26. Juni waren wir vor der Arena Pernambucu weit außerhalb von Recife. Es regnete seit Stunden in Strömen und wir waren bis auf die Haut durchnässt. Trotzdem war die Stimmung bei uns wie bei den Zuschauern hervorragend. Wie erwartet konnten wir keine Eintrittskarten mehr bekommen. Nur ein Einziger bot Tickets zu einem Preis von 1.000 US-Dollar an. Wir machten etliche Fotos von der tollen WM-Atmosphäre und fuhren wie viele andere Fans auch mit dem Bus und der Metro zurück in das Centro. Dort konnten wir in einigen Fernsehgeschäften die letzten dreißig Minuten im TV verfolgen. Nach einer heißen Dusche im Wohnmobil gingen wir wie gestern schon in ein nettes Restaurant und sahen uns das Abendspiel auf großer Leinwand an. Dort haben wir endlich auch einmal WIFI-Anschluss. Morgen sehen wir uns die Weltkulturerbe-Stadt Olinda an und fahren dann zurück Richtung Süden nach Salvador. Wie in den vergangenen Wochen werden wir noch etliche Spiele zusammen mit den Brasilianern in Restaurants und einfachen Kneipen sowie Auto-Postos (Raststätten) ansehen. Bei den Brasilien-Spielen treten wir selbstverständlich im Selecao-Trickot, grün-gelben Hut und Brasilien-Flagge auf. Und schon haben wir die Einheimischen auf unserer Seite.

(26. Juni 2014)

Unser Besuch der Vorrunden-Spiele in Natal und Fortalezza

In Brasilien haben wir zunächst zwei WM-Spiele live miterlebt: Das 0:0 zwischen Griechenland und Japan riss uns nicht vom Hocker, aber die Stimmung unter den 39.000 Fans war ausgezeichnet.

 

Das Spiel zwischen Deutschland und Ghana endete mit einem für Deutschland glücklichen 2:2 vor 60.000 Zuschauern.  Hier trafen wir auch Georg, Kai und Harald vom TSV Münchehof, von denen wir dankenswerter Weise Tickets bekommen konnten. Schon vor dem Spiel war die Stimmung super mit toll verkleideten Fans aus allen Teilen der Welt und lautstarken Gesängen von uns Deutschen („Humba-Humba-Täätäärää“). Auch im Stadion war die Unterstützung für unsere Elf gewaltig. Auch viele Brasilianer waren auf unserer Seite, die Masse drückte allerdings dem Außenseiter Ghana die Daumen und entsprechend war auch der Beifall für die Afrikaner. LA-OLA-Wellen machten die Runde und unsere Schlachtgesänge waren für alle Besucher beeindruckend. Riesig war der Jubel nach Kloses Ausgleich zum 2:2. Insgesamt war die Atmosphäre im Stadion ein unvergessliches Erlebnis. Das Spiel unserer Elf muss allerdings wesentlich aggressiver und konzentrierter werden. Im Anschluss an das Spiel konnte ich noch gemeinsam mit dem deutschen Trainer Christoph Daum eine Kurzanalyse durchführen.

 

Wir hoffen, noch Tickets für das Spiel Deutschland gegen die USA in Recife zu einem angemessenen Preis zu bekommen. Ansonsten werden wir das Spiel in vollständigem ALEMANIA-Outfit unter den brasilianischen Fußballfans in einer Kneipe verfolgen. Übrigens werden wir bei unserer Fahrt durch Brasilien mit unserem Wohnmobil ständig angehupt, Fußgänger heben den Daumen, rufen „ALEMANIA“ und „BRASIL“, im Stadtverkehr reichen uns die Beifahrer sogar im Vorbeifahren die Hand. Mit unserem VAGABUNDO werden wir immer wieder fotografiert und die Brasileiros wollen mit uns aufs Foto. Hier sind wir die Exoten. Ganz allgemein müssen wir feststellen, dass die Freundlichkeit der Brasilianer unbeschreiblich ist. Von unserer Reise ab Montevideo berichten wir detailliert erst Anfang Juli, weil wir zurzeit im herrlichen WM-Stress sind.

(22. Juni 2014)

Besuch beim öffentlichen Training der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in Santo André bei Porto Seguro, Bundesstaat Bahia

Von 10:00 bis 11:30 Uhr fand das öffentliche Training auf dem Sportplatz von Santo Andrè statt. Auf der kleinen Tribüne versammelten sich viele Medienvertreter und ca. 400 brasilianische und ca. 200 deutsche Zuschauer, darunter auch Wolle. Leider würdigte ihn Bundestrainer Löw keines Blickes, obwohl Wolle angeboten hatte, als Ersatz für den verletzten Marco Reus zur Verfügung zu stehen. Nach dem Aufwärmen und Krafttraining fanden ca. 45 Minuten lang kurze Spiele von drei Mannschaften statt. Torhüter Manuel Neuer machte mit Trainer Andreas Köppke Einzeltraining. Anschließend führten indianische Ureinwohner für unsere Nationalspieler Tänze vor. Sie bekamen als Souvenir Trikots der deutschen Nationalmannschaft und waren allem Anschein nach darüber sehr glücklich. Glücklich waren die brasilianischen und deutschen Fans auch darüber, dass zum Abschluss noch einige Spieler zu ihnen kamen und Autogramme gaben bzw. sich mit ihnen fotografieren ließen. Insgesamt war diese Aktion sehr medienwirksam und wurde in der brasilianischen Öffentlichkeit und bei den deutschen Fans sehr positiv aufgenommen.

(9. Juni 2014)