Verschiffung von Montevideo bis Hamburg

11. November bis 12. Dezember 2016

 

Fortsetzung von Uruguay 2

 

Die Fotos zu diesem Bericht befinden sich am Ende des Textes

 

 

Langsam dreht die GRANDE BRASILE im Hafen von Montevideo und fährt dann an der Mole mit dem Leuchtturm vorbei. Dort stehen unsere Tochter und ihr Freund und winken uns zu. Sie fliegen nach dreiwöchigem Südamerika-Urlaub heute zurück nach Deutschland. Die 26-köpfige Besatzung der GRANDE BRASILE besteht aus dem Kapitän, den vier Offizieren und Ingenieuren aus vier verschiedenen europäischen Ländern sowie 16 Facharbeitern aus den Philippinen. Wir sind mit zwei weiteren Globetrottern die einzigen Passagiere. Das Essen wird als Buffet serviert und schmeckt uns während der gesamten Reise sehr gut. Einfacher Weißwein ist kostenlos, während Rotwein, Bier und verschiedene Waren zollfrei an Bord erworben werden können.

 

Die GRANDE BRASILE legt auf brasilianischem Territorium insgesamt 10 Tage in den Häfen Paranagua, Santos, Rio de Janeiro und schließlich in Vitoria an. Auf unseren Reisepässen stehen nur noch 4 restliche Tage Visum für Brasilien zur Verfügung. Für die darüber hinausgehenden Tage müssen wir pro Tag 8,28 Reales Strafe an die Immigración in Vitoria zahlen. Wer also vorher in Brasilien unterwegs war, sollte noch mindestens 10 Tage Visumszeit für die Rückreise zur Verfügung haben. Die abendliche Einfahrt in den Hafen von Rio de Janeiro, mit Blick auf die Strände und Hochhäuser, den Zuckerhut und den Corcovado mit der beleuchteten Christusstatue ist unvergesslich. Mindestens genauso beeindruckend ist aber die enge Einfahrt in den Hafen von Vitoria. Interessiert beobachten wir immer wieder die Logistik in den Häfen mit der Verladung von Containern, LKW, Autos, Baumaschinen und sogar Hubschraubern.

 

Fregattvögel kreisen elegant über uns, als wir zur Überquerung des Atlantiks nach Afrika starten. Die Tage an Bord nutzen wir mit Tischtennisspielen, Fitness an den Geräten, Kartenspielen, Lesen und Reisebilder sowie Filme auf dem riesigen Flachbildschirm im Aufenthaltsraum betrachten. Die News aus Deutschland und der Welt können wir am Computer der GRANDE BRASILE täglich abrufen und gegen Bezahlung auch E-Mails versenden. Langeweile kommt nie auf, zumal wir vier Globetrotter viele interessante Gespräche führen und viel lachen. Oft relaxen wir in der tropischen Sonne auf dem Oberdeck und kühlen uns im klaren Meerwasser des Swimmingpools ab.

 

Aber aus dem Schornstein des Schiffes fliegt je nach Windrichtung Ruß des verbrannten Schweröls über das Oberdeck. Die philippinische Besatzung ist bei gutem Wetter damit beschäftigt, mit Hämmern und Schleifmaschinen den Rost auf dem Deck zu beseitigen und die Flächen neu zu streichen. Schließlich befinden wir uns nicht auf einem Kreuzfahrtschiff, sondern auf einem Frachtschiff. Hier an Bord wird jeden Tag hart gearbeitet von den freundlichen Philippinos, die eine 77-Stunden-Woche haben.

 

Bei der Überfahrt von Südamerika und Afrika können wir vom 34 Meter hohen Oberdeck tief unten eine Delfinschule beobachten. Um Schweröl zu sparen, fährt die GRANDE BRASILE im Schleichtempo von nur 25 Kilometern pro Stunde. Ein Passagier-Geburtstag wird auf dem Außendeck mit einen Barbecue und Getränken von uns und der gesamten Schiffsbesatzung gefeiert. Als wir den Äquator überqueren, werden bei Anbruch der lauen Nacht draußen auf dem Oberdeck Scampis serviert. Zum Abschluss des Abends singen wir Karaoke mit den philippinischen Arbeitern. Vor Afrika befindet sich ein schweres Gewitter direkt über der GRANDE BRASILE.

 

Für die Ankunft in Dakar/Senegal hat die Crew Sicherheitsvorkehrungen getroffen: Zwei jeweils Dreißig Meter lange Militär-Stacheldrahtrollen von der Rampe bis zum obersten Deck sollen verhindern, dass unerwünschte Besucher auf das Schiff klettern können. Außerdem sind Wasserschläuche zu den großen Spritzen am Heck gelegt worden. Damit sollen Piraten oder blinde Passagiere zusätzlich fern gehalten werden. Im Hafen von Dakar stehen außer unzähligen Containern hunderte von gebrauchten Autos, Schrott-Bagger und Schrott-Raupen. Über 60 Arbeiter strömen nun auf das Schiff, um Fahrzeuge und Container zu entladen. Unser Wohnmobil steht zum Glück auf Deck 6, dass durch ein schweres Eisengitter gegen unbefugten Zutritt abgeriegelt ist. Unsere Mitreisenden konnten auf der Hinfahrt nach Südamerika gut erkennen, dass aus den auf dem Vorderdeck stehenden Wohnmobilen Wertsachen gestohlen wurden.

 

Auf der Weiterfahrt gen Norden schwankt die GRANDE BRASILE wieder einmal seitlich im hohen Wellengang, führt aber bei uns nicht zur Seekrankheit. Zwischen den Inseln Teneriffa und Gran Canaria sowie auf der Fahrt durch den Kanal bei Calais nutzen wir die seltenen Gelegenheiten zum Telefonieren. Am 30. Tag biegt das Schiff von der Nordsee in die Elbemündung ein und wir laufen später in den Hamburger Hafen ein. Es ist das Ende einer interessanten Schiffsreise, bei der wir die Langsamkeit wieder entdecken konnten. Da wir am Samstag ankommen, müssen wir noch zwei Tage an Bord bleiben. Die Zöllner im Hamburger Hafen arbeiten erst am Montag wieder. Nach insgesamt zwei Stunden sind die Formalien beim Terminal und beim Zoll erledigt und wir können unsere Heimreise in Deutschland antreten.

 

Insgesamt sind wir in Südamerika in zweieinhalb Jahren mit unserem RMB-Wohnmobil knapp 70.000 km gefahren, zuzüglich 3.500 km auf Piste. Zusätzlich sind wir mit dem Roller knapp 8.000 km gefahren. Mit dem Schiff sind wir 13.500 km zwischen Deutschland und Uruguay zweimal gefahren.