Peru 3

Vom Departemento Tacna über Arequipa zum Departemento Puno

 

30.06. bis 15.07.2016

 

Fortsetzung von Bericht Chile 9

 

Die Fotos zu diesem Bericht findet man am Ende des Textes.

 

Über die chilenische Grenzstation Chacaluta erreichen wir die peruanische Grenzstation Santa Rosa und können nach insgesamt zwei Stunden weiterreisen. Peru ist dreieinhalb mal so groß wie Deutschland und damit das drittgrößte Land Südamerikas. Die Fahrt durch sandige Wüste führt immer wieder vorbei an Ansammlungen von ärmlichen Behausungen. Palmen auf dem Mittelstreifen kündigen die Stadt Tacna an, die im Zentrum um die gepflegte Plaza einen sauberen Eindruck macht. Im Gegensatz zu Chile fällt sofort uns die indigene Abstammung der Menschen auf. Auf der Weiterfahrt setzt sich trostlose, vegetationslose, sandige und hügelige Landschaft fort. Im Kontrast dazu später die Oase entlang der Flüsse Rio Osmore und Rio Tambo mit Maisfeldern, Weinanbaugebieten, Gemüsefeldern, Bananenstauden und Weiden mit Kühen. Es folgen Kakteenlandschaften mit Schafen bei kleinen gemauerten Bauernhöfen auf 1100 m Höhe. An der Ruta del Pisco stehen in der öden Pampa in Abständen von einigen hundert Metern kleine Hütten aus Palmwedeln. Kein Tier, kein Vogel, keine Fauna sind hier zu sehen. Hier möchten wir auch nicht liegenbleiben.

 

Arequipa

Nach dem Erreichen der Hochebene geht es bis auf 2300 Meter hinauf in das Verkehrsgewühl der Millionenstadt Arequipa. Die „Hauptstadt des Südens“ liegt direkt am pazifischen Feuerring und fast täglich werden kleinere Erdstöße festgestellt. Arequipa wird vom mächtigen 5822 Meter hohen aktiven Vulkan Misti beherrscht, der sich hinter der großen Stadt erhebt. Im Norden der 6075 Meter hohe schneebedeckte Chachani und im Osten der 5571 Meter hohe Vulkan Pichu Pichu. Beim zentrumsnahen Hostal Las Mercedes (www.lasmercedeshostal.com) stellen wir unser RMB Wohnmobil auf dem sicheren Innenhof mit einem gepflegten Sanitärgebäude ab. Hier richten wir uns für die nächsten zehn Tage ein und erkunden zu Fuß und mit unserem Piaggio Motorroller die Stadt und die Umgebung. Die Globetrotter Rosi und Charly stehen mit ihrem Expeditionsmobil auch hier und wir tauschen bis in die Nacht Reiseerlebnisse aus. Arequipa ist eine der schönsten Altstädte Perus und hat ein ganzjährig frühlingshaftes Klima mit 360 Sonnentagen. Viele Gebäude des Zentrums sind aus Sillar, einem weißen Tuffstein gebaut, weshalb Arequipa auch als „weiße Stadt“ bezeichnet wird. Die Plaza de Armas ist ein großer, von Palmen und anderen Bäumen bestandener Platz mit vielen Bänken. Die gesamte Nordseite des Platzes wird von der wuchtigen Kathedrale beherrscht. An den anderen drei Seiten ist die Plaza von einheitlichen Kolonialgebäuden mit zweigeschossigen Arkaden umgeben. Wir genießen die besondere Atmosphäre dieser Stadt und bummeln an vielen Gebäuden der Kolonialzeit entlang. Besonders beeindrucken uns immer wieder die romantischen Innenhöfe. Die Plaza und die Seitenstraßen sind belebt von Einheimischen und Touristen. Schon am frühen Morgen sind wir am Monasterio Santa Catalina. Es ist eine von hohen Mauern umgebene Stadt in der Stadt mit Straßennamen spanischer Städte. Durch diese faszinierende Klosterstadt der Novizinnen und Nonnen des Katharinen-Ordens spazieren wir stundenlang. Die Wände des Klosters sind geschmackvoll in Pastellfarben (orange, rot und hellblau) gestrichen, im oberen Bereich kunstvoll bemalt und an vielen Fensterbänken hängen Blumen. Die Nonnen haben oft spartanisch gelebt, andere dagegen recht luxuriös in Wohnungen mit Bedienung. Außerdem sind viele christliche Gemälde ausgestellt. In der Mittagshitze lassen wir uns im schattigen Innenhof des Café mit Kloster-Ambiente nieder.

Wir besichtigen das Museo Santuarios Andinos, wo zunächst ein Film über die Arbeit der Anthropologen in den Anden gezeigt wird. Bei der Führung im Halbdunkel des Museums erfahren wir mehr über die indianischen Ureinwohner und über die Entdeckung der über fünfhundert Jahre alten Mumie Juanita, die 1995 am Hang des 6380 Meter hohen Berges Ampato gefunden wurde. Wir sehen sie in einem Glaskasten, ständig eisgekühlt, um sie auch für die Zukunft zu erhalten.

 

Umgebung von Arequipa

Nachdem wir das Verkehrsgewühl Arequipas hinter uns gelassen haben, kurven wir mit unserem Roller in das Bergdorf Yanina. Ein offenes schon seit Jahrhunderten existierendes Kanalnetz kommt von den Bergen und versorgt die Umgebung mit dem lebensnotwendigen Wasser. Vom oberen Ortsbereich haben wir schöne Ausblicke auf die mit einfachen gemauerten Häusern bebauten kargen Hügel Arequipas und den dahinter aufragenden Vulkan Misti. Wir kehren in einer netten Gaststätte ein, genießen den Blick auf die uralten grünen Terrassen und die dahinter aufragende schneebedeckte Bergkette des Vulkans Pichu Pichu. Zum landestypischen Essen wird uns aus einer großen Tonkaraffe Chicha, ein leckerer leicht gärender Most serviert. Mit anderen Sonntagsausflüglern verweilen wir bei der Molino de Sabandia, einer restaurierten Mühle, deren Mühlstein durch das fließende Wasser angetrieben wird. Außerdem gibt es gepflegte Außenanlagen mit einen kleinen Wasserfall, der von blühenden Blumen umgeben ist.

In Arequipa fährt vor uns ein LKW, der Gasflaschen transportiert. Sie haben sich gelöst und poltern über die Ladefläche. Bloß schnell vorbei an dieser Kiste! Immer wieder müssen wir vor Lomo de Burros (Eselsrücken-Schwellen auf der Straße) stoppen. Die flotten Autofahrer sind anscheinend nicht anderes zu bändigen. Ein PKW drängt plötzlich soweit auf die Hauptstraße, dass nur wenige Zentimeter zu unserem fahrenden Roller fehlen. Überhaupt haben wir den Eindruck, dass hier jeder so drauf zufährt, wie es ihm gerade passt. Rücksicht ist hier ein Fremdwort, auch im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn ein Fahrer aus seinem Auto aussteigt, öffnet er die Tür, ohne sich nach hinten umzusehen. Damit muss der nachfolgende Verkehr immer rechnen. Der Stärkere hat Vorfahrt und die Fußgänger sind die Schwächsten. Aber dieses System funktioniert anscheinend ohne Unfälle, weil sich jeder darauf eingerichtet hat, wie auch wir. Auf den Straßen wird ständig kurz gehupt, das aber nie als Schimpfen, sondern nur als Hinweis gemeint ist. Während unserer inzwischen über zweijährigen Reise haben wir in Südamerika niemals einen Streit unter den Menschen bemerken können.

Später rollern wir über Tingo zum Ort Tiabaya, wo wir die idyllische Mansión del Fundador besichtigen. In diesem Landhaus aus dem 16. Jahrhundert lebte der Gründer der Stadt Arequipa, Manuel Garci de Carbajal. Es wurde nach einem Erdbeben restauriert. Das Landhaus steht im starken Kontrast zu den vielen anderen angefangenen Häusern der Umgebung und im ganzen Land. Irgendwie haben wir den Eindruck, sie werden niemals fertiggestellt. Entlang von Zwiebelfeldern haben wir eine schöne Fahrt nach Sachaca. Durch enge, steile Gassen quälen wir uns hoch zum Mirador und genießen den Rundumblick auf die ländliche Umgebung im Süden und die Stadt Arequipa im Norden bis hin zu den Fünftausendern der Anden.

 

 

Weiter zum Canon de Colca

Auf unserer Weiterfahrt Richtung Norden sehen wir gleich außerhalb von Arequipa das typische Peru: Ansammlungen von einfachen Butzen und kleinen Läden, die alle versuchen, irgendetwas zu verkaufen. Tuk Tuks, die hier MotoKars genannt werden, und Mini Taxis, die die Größe von VW-Bussen haben, drängen sich auf den Straßen und hupen. Am Straßenrand sitzen Händlerinnen mit ihren Waren und fahrende Händler kündigen ihr Angebot per Lautsprecher-Durchsagen an. Wir haben den Eindruck, dass die meisten Menschen in Peru ihren Lebensunterhalt mit Handel und Dienstleistungen bestreiten, neben der Arbeit in der Landwirtschaft. Streunende Hunde laufen in Rudeln umher und suchen nach etwas Essbarem.

Wir haben den Smog der Großstadt längst unter uns gelassen, als wir Richtung Canon de Colca ständig bergan fahren und nach Erreichen der Schneegrenze am Paso de Patapampa in 4889 Meter ankommen. Bei den in dieser dünnen Luft am Mirador del Volcanos ausharrenden Indiofrauen kaufen wir einige typische Webwaren. Wir blicken auf die schneebedeckte Bergkette der Cordillera Urubamba. Aus dem aktiven Volcano Sabancaya (5976 m) qualmen weiße Rauchwolken heraus. Als der Vulkan 1995 ausbrach, landete die heiße Asche auch auf dem benachbarten 6310 Meter hohen Nevado Ampato und schmolz einen Teil der Eisschicht ab. Dabei wurde das Grab eines Indiomädchens freigelegt, das hier 500 Jahre zuvor zu Ehren der Götter getötet und als Mumie im Eis vergraben wurde. Die später Juanita genannte Mumie rollte 130 Meter den Berghang herab und wurde dort zufällig von Forschern gefunden Canon de Colca In ständigen weiten Kurven durch die zerklüftete Landschaft erreichen wir das Tal des Rio Colca.

 

Unten in Chivay werden umgerechnet 20 € pro Person als Eintritt für den Canon de Colca kassiert. Der gesamte Bereich rund um die Plaza und einiger anderer kleiner Gassen ist eine einzige Baustelle. Wir quälen uns durch die engen Lehmgassen, in denen uns natürlich noch andere Fahrzeuge hupend entgegen kommen. Bei den Thermalquellen La Calera übernachten wir auf dem Parkplatz. Mit dem Roller überqueren wir die Puente Inca. Auf der Nordseite des Colca-Tales sind Touristen nicht unterwegs. Es macht Spaß, diese Gegend auf der schmalen, holprigen Piste zu erkunden und in das tiefe Tal zu blicken. In den verschlafenen Orten Coporaque und Ichupampa sitzen Indiofrauen in traditioneller Kleidung auf der Mauer der Plaza beim morgendlichen Tratsch. Mit unserem Wohnmobil erreichen wir Maca. Große Teile dieses Ortes wurden 1991 von einer Schlammlawine zerstört, die sich nach dem Ausbruch des Vulkans Sabancaya aus dessen Flanken löste. Wir sehen große Flächen, die mit meterhohem weißen Vulkansand bedeckt sind. Dadurch ist auf den umliegenden Feldern kaum noch Landwirtschaft möglich. Viele Menschen haben daher diesen Ort verlassen. Auf Piste mit spitzen Steinen und viel Wellblech hoppeln wir nun weiter an den teils steilen Hängen der Schlucht entlang, vorbei an Kandelaber-Kakteen. Tief unten im Tal sehen wir die Felder und uralten Terrassen am Colca-Fluss. Wie seit Jahrhunderten werden dort unten Kartoffeln, Mais, Bohnen und zahlreiche Obst- und Gemüsesorten angebaut. Die Terrassenhänge und ihre künstlichen Bewässerungskanäle gehören zu den spektakulärsten Anlagen dieser Art in ganz Peru. Schon lange vor den Inkas terrassierten hier die Völker der Callahuas und Cabanas über sechstausend Hektar Land. Wir fahren in einen engen Tunnel, durch den der inzwischen starke Nachmittagswind Wolken von feinem Staub hindurchwirbelt. Nach einem lauten Knall stellen wir fest, dass uns nun der zweite Reifen auf unserer Reise geplatzt ist. Jetzt haben wir keinen Ersatzreifen mehr. In der Dunkelheit geht es über teilweise Waschbrettpiste mit Schlaglöchern und durch zwei Wasserläufe in Kurven weiter bergan. Auf dem Parkplatz unterhalb des Mirador Cruz del Condor übernachten wir.

 

Cruz del Condor

Die ersten Kondore fliegen bereits vor acht Uhr unterhalb der steilen Felsen entlang. Insgesamt etwa zweihundert Besucher verteilen sich an den beiden Aussichtspunkten. Immer wieder kreisen die Kondore über der Schlucht und landen zwischendurch bei ihren für uns nicht sichtbaren Nestern, die sie unterhalb des Miradors an unzugänglichen Plattformen der steilen Felswand gebaut haben. Majestätisch ziehen diese größten Raubvögel der Welt unter und über uns ihre Runden. Diese Geier erreichen eine Flügelspannweite von drei Metern und werden zwölf Kilogramm schwer. Der König der Anden umfliegt sein Nest täglich in einem Umkreis von hundert Kilometern. Dabei ist er auf Nahrungssuche, vor allem nach Aas. Aber er schlägt auch neugeborene, kranke oder verletzte Lämmer und ist daher bei Bauern unbeliebt. Im Laufe der nächsten Stunden kreisen etwa zwanzig bis dreißig Kondore in den warmen Aufwinden über der Schlucht. Es ist ein beeindruckendes Erlebnis, dieses Schauspiel der fliegenden Kondore zu erleben, die hier in freier Wildbahn ein Alter von hundert Jahren erreichen. Als mir mittags allein am unteren Mirador stehen, kreisen plötzlich noch mehrere Kondore über uns und geben uns eine Extra-Vorstellung.

 

Immer wieder beeindrucken uns die imposanten bewirtschafteten Terrassen-Felder in der Schlucht, die vom Fluss bis zu den höchsten Bergen 3400 Meter tief ist. Ein Bauer kommt uns mit seiner Kuh entgegen und ich schenke ihm meine gut erhaltene warme braune Jacke, an der er bestimmt Freude haben wird. Als wir auf Asphaltstraße in die Dunkelheit rollen, kommen uns immer wieder Landarbeiter am Straßenrand entgegen, die von ihren Feldern nach Hause zurückkehren. Manche sind mit Eseln unterwegs. In Yanque parken wir bei der Plaza unweit des netten Café Restaurant „Colca“, wo wir auch einkehren. Schon frühmorgens werden wir durch die Lautsprecherdurchsagen an der Plaza geweckt. Kurz darauf hören wir auf der Plaza Musik und sehen tanzende Menschen in bunten Trachten. Es sind vor allem junge Mädchen, die für die nun in Bussen anreisenden Touristen ihren traditionellen Tanz „Danza del Wititi“ vorführen. Tradionell gekleidete Indiofrauen verkaufen Decken, Mützen, Schals, Alpaca-Pullover und vieles mehr.

 

Nach Überquerung mehrere Pässe erkennen wir schon von weitem den Smog der Stadt Juliaca. Diese Stadt hat wohl die chaotischsten Straßenverhältnisse in Südamerika. Es gibt wenige Asphaltstraßen, fast keine Schilder zu den nächsten Städten und fast keine Straßennamen-Beschilderung. So kommen wir mitten in den engen Stadtverkehr mit einer Unmenge MotoKars, Motorrädern und Autos. Jeder hupt bei jeder Gelegenheit: Zum Gruß, als Hinweis, als Warnung und aus anderen Gründen. Nach einer Umleitung wird die Straße zum Lehm-Weg mit Schlaglöchern. Wenn es hier regnet, schwimmt man mit dem Auto nur noch durch kleine Matsch-Teiche. Wir wollen abbiegen, aber die Seitenstraßen sind entweder mit großen Kieshaufen blockiert oder Sackgassen. Auf einem Platz stehen verteilt Toilettenhäuschen aus Blech zusammengeschustert. In einigen Seitenlehmpisten stehen etliche Blechtoiletten die gesamte Straße entlang verteilt. An der Straße liegt überall Müll herum. Zudem hängen wie überall in Peru oft Zweige von Bäumen in zwei Meter Höhe über der Straße, vor denen man ausweichen muss. Irgendwie quälen wir uns dann aus dem Chaos Juliacas heraus.

 

Auf der Interoceanica vom Altiplano in die Selva

Die Interoceanica Sur, eine erst 2011 fertiggestellte Asphaltstraße, führt von der Pazifikküste Perus (der Costa) über die Hochebene (den Altiplano) und das Bergland der Anden (die Sierra), dann hinunter in das tropische bewaldete Tiefland (die Selva) bis zur brasilianischen Atlantikküste. Damit ist sie eine der wichtigsten Transportwege für Peru und Brasilien. Wir durchqueren die typische Altiplano-Landschaft Perus. Sie beeindruckt mit fruchtbaren Äckern, kleinen teils verfallenen Bauernhof-Lehmhütten, und Frauen, die Lamas, Alpakas, Rinder und Schafe hüten. Wasserkanäle ziehen sich entlang der Felder. Das ist noch ursprüngliches ländliches peruanisches Leben. Die Leute sehen uns hinterher und manche winken uns zu. In der Ferne sehen wir die schneebedeckten Gipfel der Nevada Aricom. Hier weiden noch große Herden von Alpacas und Schafen. Die Bauern hier oben haben wirklich ein hartes Leben in der Kälte. In 4770 Meter Höhe erreichen wir die Schneegrenze und gleichzeitig den Pass. Hier oben in der Sierra ist es inzwischen bewölkt. Die Von Osten kommenden Wolken bleiben hier an den Bergen hängen, ziehen nicht über die Anden hinweg. In vielen Kurven fahren wir nun bergab und staunen über die Terrassen, die die Indios schon vor vielen Jahrhunderten an fast allen steilen Hängen angelegt haben. Wir fahren immer mehr in die Wolken hinein. Teilweise ist es eine dichte Nebelsuppe, die nur kurze Sicht erlaubt. Die ausgezeichnete geteerte Interoceanica ist eine wahre Meisterleistung der Straßenbauer. Sie führt an den steilen Felswänden entlang, von denen immer wieder Steine heruntergerollt sind und auf der Straße liegen. In vielen Serpentinen geht es immer weiter die Ostseite der Anden hinunter. Wir sind fast allein unterwegs. Schafe laufen vor uns über die Straße, im Nebel kaum zu erkennen. Wir übernachten in 2800 Meter Höhe an der Straße in Ollachea. Der Ort liegt in einem Talkessel und ist fast vollständig von hohen Bergen umgeben. Am anderen Tag winken uns fünf Mädchen zu, wollen mitfahren. Leider können wir sie nicht mitnehmen, obwohl sie sicherlich der Meinung sind, in unserem RMB Wohnmobil ist noch Platz für Zwanzig.

Auf unserer gemütlichen Weiterfahrt ohne viel Verkehr durch einige Tunnel und in vielen Kurven hinunter ändert sich die Vegetation immer mehr, wird dichter und die Bäume höher. Uns faszinieren die immer tropischer werdenden dunkelgrünen Wälder, die sich die steilen Berge hinaufziehen. Welch‘ ein Kontrast zur trockenen Altiplano-Landschaft gestern. Direkt neben der Straße rauschen kleinere Wasserfälle herab und vereinzelt sehen wir größere Fälle von den steilen Bergen hundert Meter tief herabstürzen. Entsprechend führt unten der brodelnde Fluss immer mehr Wasser. Endlich wieder hören wir auch Vogelgezwitscher. Immer wieder sehen wir an der Straße ärmliche Bretterverschläge, die tatsächlich noch bewohnt sind.

Ab 1200 Meter Höhe wachsen vermehrt Bananenstauden und die Früchte werden an der Straße angeboten. Trotz einsetzenden Regens steigen die Temperaturen immer mehr. Ein Bergrutsch hat die Straße erfasst und wir fahren über Geröll und Matsch. Später blicken wir hinunter auf den braunen Rio Inambari im dampfenden Bergnebelwald an den östlichen Ausläufern der Anden. Entlang der Straße staunen wir über Riesenfarne und viele andere tropische Gewächse. Ein Mann schleppt schwere Holzbalken aus dem Urwald heran.

 

Bei Loromayo stoßen wir auf die von Cusco kommende 34b, passieren später zwei Polizeikontrollen, bei denen wir durchgewunken werden. Wir sind jetzt 4700 Meter tiefer als gestern. Insbesondere Tina empfindet es als angenehm, die sauerstoffarme Luft des Hochlandes und damit verbundenen Kopfschmerzen überstanden zu haben.

 

Fortsetzung siehe unter Bericht Peru 4

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