Argentinien 5

 

Buenos Aires

 

Vom 29. Juli bis 02. August 2015

 

Fortsetzung von Bericht Argentinien 4

 

Die Fotos zu diesem Bericht findet man am Ende des Textes.

 

Nach achtwöchigem Heimataufenthalt bei Familie und Freunden setzen wir unsere Südamerikareise fort. Fünf Tage erkunden wir das Zentrum der 13-Millionen-Metropole Buenos Aires. Wir wohnen im preiswerten und sauberen Hotel Reino del Plata ganz in der Nähe der Plaza de Mayo.

 

Wir spazieren die obere Avenida de Mayo Richtung Capitol entlang. Die etwa achtstöckigen Gebäude mit vielen Hotels haben Fassaden französischer Prägung. Im unteren Bereich dominieren oftmals geschlossene Läden, deren Rolläden vollgesprüht sind. Das mächtige Gebäude des Congreso, wo das argentinische Parlament tagt, wird überragt von einer riesigen Kuppel, ähnlich der Kuppel des Kapitols in Washington. Auf dem Rückweg erreichen wir die 130 Meter breite Avenida de 9 de Julio, In der Mitte steht eines der Wahrzeichen von Buenos Aires, der 67 m hohe weiße Obelisk. Insgesamt 16 Fahrspuren für Autos und weitere 4 Spuren für Busse sorgen für einen ständig fließenden Verkehr. Bei der Grünphase für Fußgänger müssen wir zügig gehen, um sie mit einem Mal zu überqueren. Auf dem Grünstreifen demonstrieren Indigenas dafür, dass sie ihre Landrechte zurückbekommen. Sie hausen in einem riesigen und vielen kleinen Zelten. Dagegen verbreitet die Inneneinrichtung des Café Tortóni aus dem Jahre 1888 im Stil der Belle Èpoche eine ungezwungene Atmosphäre vergangener Zeiten.

 

Im Stadtteil Retiro spazieren wir an der repräsentativen französischen Botschaft und an teuren Hotels, Apartmentanlagen und Geschäften vorbei. Im angrenzenden Stadtteil Recoleta beeindruckt uns einer der pompösesten Friedhöfe der Welt mit 7.000 Gräbern. Wir flanieren vorbei an prunkvollen teils riesigen Mausoleen und üppig verzierten Grabsteinen. Oft können wir die Särge sehen, manchmal schäbig hinter aufgebrochenen Eingängen, manchmal gepflegt hinter großen sauberen Glastüren. Hier liegen Präsidenten, bekannte Musiker, Wissenschaftler und andere Honoratioren begraben. Sie alle haben gemeinsam, dass sie nichts ins Jenseits mitnehmen konnten. Wir finden das Mausoleum der Familie Duarte, in dem auch Evita ihre letzte Ruhestätte fand.

 

Bei Regen besichtigen die Werke im Palacio Bellas Artes und die Foto-Ausstellung im Palais de Glace. Am Plaza de Mayo steht das Carbildo (altes Rathaus) und die Casa Rosada, das Regierungsgebäude. Im strömenden Regen demonstrieren die Mütter der während der Militärdiktatur Verschwundenen seit 1983 und wollen wissen, wo ihre Angehörigen geblieben sind. Die Besichtigung des Teatro Colón für teure 20 US $ p.P. ersparen wir uns.

 

Sehr angetan waren wir vom Hafen Puerto Madero. Dieser restaurierte Bereich des ehemaligen Hafens wird an der Ostseite von Hochhäusern und anderen modernen Gebäuden begrenzt. Dazwischen stehen die alten Kräne und das ehemalige Segelschiff Buque Fregata Sarmiento liegt endgültig vor Anker. Die Puente de la Mujer, eine futuristische Brücke, verbindet die beiden Teile. Auf beiden Seiten befinden sich etliche zum Teil teure Restaurants und Bars. Als wir in der Dunkelheit zurück zum Hotel gehen, sehen wir immer wieder die inzwischen mit uralten kleinen LKW eingetroffenen ärmeren Leute, wie sie die jetzt herausgestellten Müllsäcke durchwühlen. Sie holen sich Plastikflaschen, Kartons und anderen verwertbaren Müll heraus und lassen den Rest im ganzen Umkreis einfach liegen.

 

Wir spazieren durch Palermo Soho und weiter nach Palermo Hollywood. Dort haben uns unsere Kinder bei Verónica und Manuel einen Kochkursus für die Zubereitung von Empanadas (Teigtaschen) geschenkt. Manuel war 10 Jahre lang Koch in verschiedenen Restaurants, lebt jetzt von diesen Kochkursen. Verónica kredenzt dazu drei erlesene Weine. Wirklich ein tolles Erlebnis dieser Kochkursus in individueller Atmosphäre, den wir nur empfehlen können: www.tierranegragourmet.com.

 

Sonntag ist genau der richtige Tag, die Calle Defensa entlang zu schlendern, denn heute ist hier Flohmarkt im Stadtteil San Telmo. Es ist der größte, den wir jemals gesehen haben. Über eine Länge von zehn Häuserblocks, also etwa eineinhalb Kilometer reiht sich Verkaufsstand an Verkaufsstand. Präsentiert werden Antiquitäten, aber vor allem Kunsthandwerk, Bekleidung, Decken, Souvenirs und Vieles mehr. Manchmal hören wir Live-Musik und ein Marionettenspieler begeistert die Portenos und uns. Die Straße ist voll mit Menschen und wir genießen die Eindrücke dieses Marktes, der sich vor allem an die Einheimischen richtet.

 

Im angrenzenden Arbeiter-Stadtteil Boca sind überall die Blau-Gelben Farben des populärsten argentinischen Fußballclubs Atletico Boca Juniors zu sehen. Große Wandmalereien mit dem Bild von der Fußball-Ikone Maradonna empfangen uns. Die Gegend wirkt auch zugleich heruntergekommen. Das Stadion wird als Bombonera (Pralinenschachtel) bezeichnet, in der die 65.000 Zuschauer auf den steilen Rängen dicht gedrängt stehen. Eintrittskarten als Tourist zu bekommen ist leider so gut wie unmöglich. Entlang der stillgelegten Bahnlinie erreichen wir Bocas buntes Hafenviertel. Hier sind die zum Teil noch mit Wellblech gedeckten Häuserwände in allen Farben gestrichen und mit großflächigen Malereien bereichert. Kleine und größere Restaurants laden zum Verweilen und vor einer Pizzeria tanzt ein Paar für die Zuschauer Tango. Dann schlendern wir mit tausenden Sonntagsausflüglern über die Straße Caminito, die ebenfalls von bunten Häuserfronten umgeben ist. Es ist Winter mit 20° Grad im Schatten, die Sonne scheint und die Menschen sitzen draußen und essen zu Mittag. Dieses Hafenviertel von Boca verbreitet wirklich eine einmalige und unvergleichliche Buenos-Aires-Atmosphäre.

 

Nach fünf Tagen nehmen wir den Nachtbus nach Villa General Belgrano, wo unser RMB Wohnmobil auf dem Campingplatz La Florida sicher abgestellt ist (laflorida@calamuchitanet.com.ar).

 

Fortsetzung siehe Bericht Argentinien 6