Argentinien 4
Provinzen Jujuy, Salta, Cordoba, San Luis, Mendoza, San Juan und La Rioja
Vom 28. April bis 31. Mai 2015
Fortsetzung von Bericht Chile 2
Die Fotos zu diesem Bericht findet man am Ende des Textes.
Auf der Ruta 52 fahren außer uns nur wenige Autos durch diese imposante und absolut einsame Altiplano-Landschaft bei klarer Bergluft vorbei am Salar de Olaroz und dem ärmlichen Ort Susquez, bevor wir wieder die Salinas Grandes erreichen. Nachdem wir einen letzten Pass überquert haben, sehen wir vor uns Wolken, die aus dem Tal heraufziehen. Schon wird es nebelig und ungemütlich.
Am nächsten Morgen in Purmamarca beleuchten die ersten Sonnenstrahlen den Cerro de los Siete Colores, den Berg der sieben Farben. Mich beeindrucken die großflächigen malerischen Farbschattierungen vor allem in Rot, Violett, Gelb, Braun und Grün. Auf der Ruta 9 fahren wir durch die Quebrada de Humahuaca, eine saftig grüne Tal-Enge der östlichen Anden-Kordilleren, durch die nur wenig Wasser des Rio Grande fließt. Die Quebrada wird auch Schlucht der Farben genannt. Aus gutem Grund, denn die aus dem Tal aufsteigenden meist kahlen Berge zeigen immer wieder eine beeindruckende Farbpalette und in der Ferne sehen wir den Vulkan Yacaraite. In dieser Gegend leben wie seit zehntausend Jahren noch immer Nachfahren der indianischen Urbevölkerung. Auch für die Inka war der Weg durch dieses Tal eine Hauptverbindung vom Hochland in die Tiefebene. Diese Gegend wurde wegen dieser außergewöhnlichen Landschaft von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, aber auch wegen der historischen Dörfer mit den Adobe-Lehmhäusern und der noch praktizierten religiösen Riten und Bräuche der Indigenas. Im Tal wird auch Wein angebaut und Bodegas bieten ihre Produkte an.
Wir erreichen den Ort Humahuaca knapp 3000 m Höhe. Hinter der Flussbrücke stellen wir auf den Campingplatz Bella Vista unseren Camper ab und spazieren wir durch die engen Straßen vorbei an den Adobe-Häusern und über die sehenswerte Plaza, die von der Kirche, dem neokolonialen Rathaus und anderen Gebäuden umrahmt wird. Panflötenmusik erklingt von den Marktständen, die Melodie von „Griechischer Wein“ passt allerdings nicht dazu. Wir gehen vorbei an etlichen Händlern die breite Treppe hinauf, die zum Monument der Unabhängigkeit auf einen Hügel führt, der von großen Cardon-Kakteen gesäumt wird. Auf der Spitze befindet sich die Statue eines kämpfenden Indios als Symbol des Einsatzes der Bevölkerung für die Unabhängigkeit Argentiniens von Spanien. Vom Hügel haben wir bei klarer Luft unter stahlblauem Himmel einen herrlichen Blick auf Humahuaca und die umliegende Landschaft. Nach Sonnenuntergang finden wir in den Gassen ein nettes Restaurant, dass in einem Adobe-Haus untergebracht ist. Die Wände der Räume sind auch innen mit Lehm verputzt, an denen passende Bilder hängen. Wir sitzen an Tischen aus Holz der Cardon-Kakteen auf Bänken, die mit Fellen bedeckt sind. Die Räume sind beleuchtet vom warmen Licht der Glühlampen und die Lampenschirme sind ebenfalls aus Kakteenholz gefertigt. Das Lama-Fleisch schmeckt ausgezeichnet, für neu erscheinende Gäste bleibt nichts mehr übrig. Nachts am Wohnmobil klopfen zwei uniformierte Polizisten und fragen nach Lucia. Haben wir nicht an Bord. Eine Stunde später klopft ein weiterer Polizist und durch das geöffnete Fenster erfahren wir, dass er unsere Pässe sehen will. Ich sage ihm, dass er mir erst einmal seinen Dienstausweis zeigen soll. Er ist etwas verblüfft und zeigt uns den Ausweis. Wir zeigen unsere Pässe und er verabschiedet sich.
Auf der Fahrt mit unserem RMB-Wohnmobil talabwärts nach Süden ändert sich das bisher angenehme trockene in schwül-warmes Klima geändert und die Vegetation wird zunehmend grüner. Ausgedehnte Zuckerrohrfelder bestimmen das Landschaftsbild. Ich stelle fest, dass unser Camper Kühlwasser verliert und muss 4 Liter nachkippen. Später stellt sich heraus, dass die Wasserpumpe undicht ist und ersetzt werden muss. Bis dahin muss ich alle 100 km Wasser nachfüllen. Wir passieren mehrere Polizeikontrollen, bei denen wir den Woher und Wohin gefragt werden und manchmal unsere Pässe vorzeigen müssen. Auf der schlechten Ruta 34 versuche ich ständig, den Schlaglöchern auszuweichen.
Auf der Weiterfahrt Richtung Cordoba fahren wir vorbei an Baumwollfeldern und Kakteen-Landschaften und - wie überall in Argentinien - an kilometerlangen Zäunen. Dieses Land scheint zum großen Teil völlig eingezäunt zu sein und es ist schwierig, einen Übernachtungsplatz zu finden. Wir passieren in dieser flachen Landschaft viele überschwemmte Gebiete, denn hier muss eine Menge Regen herunter gekommen sein. In Cordoba stellen wir unseren Camper sicher auf dem Parkplatz des Aeroporto International ab und fahren mit dem Bus in die Stadt. Wir spazieren zum Mercado Norte, wo wir den Trubel und das reichliche Angebot der Marktstände ansehen. Martina und ich essen dort sehr gut armenisch. Dann spazieren wir mit vielen anderen Leuten durch die viel belebte Fußgängerzone San Martin. Diese ist zunächst noch dicht bevölkert, doch schlagartig um 14 Uhr schließen am Samstag alle Geschäfte und wir sind nun mit nur noch wenigen anderen Menschen unterwegs. An der Iglesia Catedral de Còrdoba wurde über 200 Jahre lang gebaut und daher ist sie eine Mischung verschiedener Stilepochen: Auf der Vorderseite neoklassisch, in den Türmen mestizischer Barock und an der Kuppel romanisch. Die beeindruckende Innenausstattung enthält an den Decken und Wänden Gemälde, die mit Gold und Bronze umrandet sind, aber auch indianische Schnitzereien. Mit dem Motorroller fahren wir durch den ungewöhnlich sauberen Ort In Villa General Belgrano unterhalten wir uns auf dem Campingplatz La mit Martina und Lothar, die schon über 5 Jahre auf dem amerikanischen Kontinent unterwegs sind.
Über San Luis erreichen wir den Parque Nacional Sierra de Las Quijadas und übernachten ein paar Tage allein auf dem schön gelegenen Campingplatz. Vor dort spazieren wir zu den Aussichtspunkten Mirador Norte und Sur, über die ein kühler Wind weht. Am Canyon-Rand entlang spazieren wir zu weiteren Aussichtspunkten. Wir und nur wenige andere Argentinier genießen die tollen Blicke auf die rotbraune Landschaft mit den mehrere hundert Meter hohen steilen Wänden auf der anderen Seite des weiten Tales. Sie erinnert etwas an den Südwesten der USA. Zurück am Campingplatz sitzen zwei gar nicht scheue Maras, große Pampahasen, die auch Liebre Ciolla genannt werden. Wir können sie aus nächster Nähe fotografieren. In der Nacht hören wir in der Ferne wilde Esel ihre unverwechselbaren Laute ausstoßen. Leider dürfen wir nur mit einem Guia (Wanderführer) in das Tal des Nationalparks wandern und das kostet für 5 Stunden 200 Pesos pro Person. Mit 6 anderen Touristen verlassen wir den Rand der Hochebene und gehen auf einem kleinen Pfad in das Tal hinunter, vorbei an interessanten Felsformationen. Einen längeren Stopp machen wir unten am ausgetrockneten Bachbett, wo das Wasser weiße Salzablagerungen hinterlassen hat. Wir folgen dem Bachbett und erreichen nach etwa drei Stunden einen immer enger werdenden Canyon, in dem sich die mehrere hundert Meter hohen rotbraunen Sandsteinfelsen senkrecht empor erheben. Es ist wirklich beeindruckend. Weit oben haben Kondore ihre Nester und für uns kaum sichtbar nutzen sie die Thermik des warmen Nachmittags für ihre Flüge. Am Spätnachmittag stehen wir ganz allein in dieser malerischen Landschaft, die ganz allmählich von der immer tiefer stehenden Sonne in warmes Licht getaucht wird, das die rötliche Farbe der Felsen beeindruckend zur Geltung kommen lässt. In der Dämmerung sehen wir noch eine Herde Guanakos und einige wilde Esel.
Auf der Weiterfahrt nach Mendoza wird die Landschaft wird nun trockener und trostloser und der Wind wirbelt viel Staub auf. Immer wieder müssen wir bei Polizeikontrollen halten. Die Provinz Mendoza ist das größte Weinanbaugebiet Argentiniens (3/4 der Weinproduktion des Landes) und hat eine der größten Weinanbauflächen der Welt. Außerhalb der Kernstadt von Mendoza fahren wir dann im Ortsteil Challao auf den Camping Suiza, der 180 Pesos kostet. Die Sanitäranlagen haben sicher schon bessere Zeiten gesehen, aber der Platz ist leer, ruhig und sicher. Wir haben einen mit Stroh überdachten Tisch mit Bank, Strom und Palmen ringsherum.
Mit unserem Motorroller fahren wir abwärts, zunächst durch den riesigen 420 Hektar großen Parque General San Martín mit ausgedehnten Wiesen und zigtausenden Bäumen. Er ist das große Erholungsgebiet der Mendocinos. Hier befindet sich auch das große Stadion, Seen, Tennisanlagen und Vieles mehr. Wir mogeln uns zügig durch den regen Straßenverkehr der Innenstadt und erreichen nach fast einer Stunde den südöstlich gelegenen Ort Maipu, das zentrale Weinanbaugebiet von Mendoza. An der gepflegten Plaza mit vielen Bäumen, Palmen, Bänken und Blumenbeeten lässt es sich aushalten. Dann rollern wir weiter zur Olivenfarm Maguay, wo wir zwei allein eine einstündige Führung in Englisch mitmachen. Die Anbauflächen sind 70 ha groß und bis zu 15 Arbeiter, vor allem Bolivier, pflücken die Oliven von Hand. Ein Arbeiter erntet am Tag zweieinhalb Bäume ab. Wir gehen durch die Olivenplantage, durch das Gebäude mit der automatischen Sortieranlage und Presse und vorbei an riesigen Behältern, in denen das Öl gelagert wird. Das Olivenöl wird in alle Welt exportiert. Weiter rollern wir zu den nahegelegenen Weinfeldern der Bodega Familia Cechin, die Vinos Organicos, also Biowein anbaut. Eine kleine Bodega abseits des großen Tourismus und richtig authentisch. Der Peruaner Miguel macht dann nur mit uns zweien eine Führung durch die Bodega und zeigt uns die nette Taverne inmitten der Weinreben. Inmitten der Weinfelder wurden immer wieder Obstbäume mit Pfirsichen und Pflaumen gepflanzt, um das Ungeziefer von den Weinreben fernzuhalten. Als Windschutz wurden Olivenbäume angepflanzt. Das ist der Ersatz für die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Miguel zeigt uns das Gebäude mit der Weinpresse, den riesigen Tanks, die Abfüllung und Etikettierung per Hand und den Weinkeller mit den edelsten Weinen. 80 % der Weine werden exportiert, sogar nach Australien und Neuseeland.
Auf dem Campingplatz Suiza unterhalten wir uns mit unseren Camping-Nachbarn, Adrie und Joop aus Holland, die schon seit zwei Jahren mit ihrem riesigen Expeditionsmobil durch Südamerika reisen. Joop bastelt wohl viel an seinem Fahrzeug rum, er ist Automechaniker. Ein echter Vorteil. Die beiden geben uns nützliche Tipps für unsere weitere Reise. Mendoza hat nur 110.000 Einwohner, aber zusammen mit den vielen angrenzenden Orten sind es fast eine Million. Sie bietet nicht viel alte Architektur, weil sie am Ostersamstag 1861 bei einem verheerenden Erdbeben fast völlig zerstört wurde. 12.000 Menschen, ein Drittel der damaligen Bevölkerung wurde dadurch getötet.
Wir fahren mit dem Roller in das Microcentro von Mendoza, das aus großzügigen Avenidas und vielen Plätzen besteht. Die breiten Straßen und Plätze sind gesäumt von insgesamt über 50.000 Bäumen. Da Mendoza inmitten einer kargen Wüstenlandschaft liegt, ist diese Vegetation nur möglich, weil von den Anden Bewässerungskanäle in die Stadt gelegt wurden, die sich entlang fast allen Straßen ziehen. Von der Dachterrasse des Palacio Municipal haben wir einen schönen Blick auf die grüne Stadt bis hin zu den östlichen Ausläufern der Andenkordillere. Schnell sind wir im Zentrum und halten zunächst bei der Plaza Espana, einem der schönsten Plätze der Stadt. Sie glänzt durch farbenfrohes andalusisches Fliesendekor an Mauern, Bänken und der Umrandung des Brunnens, mit Terracottafliesen gepflasterten Wegen und bunten Mosaiken und natürlich einer üppigen Vegetation mit Bäumen, Palmen und Blumenbeeten. Viele Menschen flanieren, sitzen auf den Bänken, junge Leute auf den Rasenflächen. Über die Plaza Italia geht’s zum absoluten Zentrum Mendozas, der riesigen Plaza Independencia (Unabhängigkeitsplatz), die eine große Fläche von vier Straßenblocks einnimmt. In diesem grünen Park mit mehreren großen Brunnen, dem obligatorischen Denkmal und gepflegten Blumenanlagen pulsiert das Leben mit Menschen aller Generationen und wir genießen die Zeit. Drei Kilometer weiter erreichen wir das sehenswerte Museo del Area Fundacional, das auf den Ruinen des ehemaligen Calbildo (Rathaus) errichtet wurde. Hier erfahren wir in einer eindrucksvollen Präsentation mehr über die Geschichte Mendozas und können im Inneren auf die darunter liegenden archäologischen Ausgrabungen blicken.
Dann rollern wir zügig quer durch die Innenstadt und fahren durch das prachtvolle mächtige Bronze-Tor des Parque General San Martín. Pünktlich im letzten Licht der Spätnachmittagssonne erreichen wir am Westrand des Parks über einige Serpentinen den Cerro de la Gloria. Dort bewundern wir das Monumento al Ejèrcito Libertador, ein gewaltiges Denkmal aus dem Jahre 1914, das an die Andenarmee des Generals San Martín erinnert. Er ist der große Volksheld der Argentinier, der seine Armee durch seine gewonnenen Schlachten in die Unabhängigkeit von Spanien geführt hat. Vom Hügel blicken wir dann noch auf die unter uns sich ausbreitende grüne Stadt Mendoza im Osten und die Ausläufer der Anden im Westen.
In Lujan de Cuyo sehen wir einen armen Cartonero, der mit seinem klapprigen Pferdewagen vorbei kommt und Kartons vom Straßenrand einsammelt. Es ist Mario, den ich anspreche und ihm meinen defekten Generator aus dem Wohnmobil zeige und ihm schenke. Er weiß gar nicht recht, wie ihm geschieht und für ihn scheint Weihnachten und Ostern auf den heutigen 15. Mai zu fallen. Hoffentlich kann er ordentlich Geld beim Verkauf des Generators verdienen.
Durch die ärmlichen vermüllten Außenbezirke verlassen wir die Stadt und fahren durch karge Gebiete in Richtung der Berge. Frühmorgens starten wir auf der nun staubigen Schotterpiste hinauf in das Vorgebirge der Anden. Die ersten Sonnenstrahlen tauchen die Berge in ein oranges Licht. In vielen Serpentinen schraubt sich die Piste hinauf und wir können immer wieder auf das ehemalige Hotel Villavicencio tief im Tal blicken. Mit 15 km/h tuckelt unser Vagabundo wir über die teilweise schmale Piste, auf der Steine von den steilen Abhängen liegen. Wir sehen mehrere Guanako-Herden und ein Andenfuchs läuft furchtlos auf uns zu. Herrliche Ausblicke bieten sich auf die unter uns liegenden Caracoles (Schnecken), wie diese spektakuläre sich windende Schotterpiste genannt wird. Schließlich erreichen wir den 2957 m hohen Pass und unter stahlblauem Himmel haben wir einen tollen Blick bis zur fast hundert Kilometer entfernten Andenkette mit dem Aconcagua (6962 m), dem Mercedario (6770 m) und weiteren Sechstausendern. Dieses Panorama haben wir auch weiter vor uns, als wir nun ständig bergab in das Tal von Uspallata fahren. Im Ort zeigen sich die goldgelb gefärbten Pappeln und anderen Bäume in prächtigsten Herbstgewand. Wir machen unseren Roller startklar und fahren auf Schotterpiste 10 km zum Cerro de 7 Colores. Als wir allein dort entlang gehen, tauchen die letzten Sonnenstrahlen den kleinen Berg in eine Palette kräftiger Farben. Beeindruckende Felsformationen machen zudem den Anblick unvergesslich. Ein Meisterwerk der Natur.
Auf der Weiterfahrt durch die trockene Steppenlandschaft zur Provinz San Juan haben wir die Sechstausender der Anden im Westen ständig im Blick. Wir erreichen schon bald den Parque Nacional El Leoncito. Die reine, klare Luft mit über 300 wolkenlosen Tagen im Jahr war der Grund dafür, dass man hier zwei Observatorien errichtet hat. Wir rollern auf der kleinen Schotterpiste hinauf und besichtigen das Complejo Astronomico El Leoncito (CASLEO) mit dem 215 cm-Spiegelobjektiv, dem größten in Argentinien. Einige Stunden wandern wir durch den Nationalpark zum Berg Leoncito und genießen als Einzige den Blick auf den trockenen See Barreal Blanco und die dahinter aufragenden Sechstausender mit dem Mercedario. Abends sitzen wir mit Adrie und Joop aus Holland und Daniel und Rosa aus Brasilien am Lagerfeuer des schön gelegenen einfachen Campingplatzes. Am Himmel ist ganz klar die Milchstraße und die kleine Galaxie außer tausenden anderen Sternen und vereinzelten Sternschnuppen zu erkennen.
Westlich von San Juan besuchen wir den wohl seltsamsten Wallfahrtsort Südamerikas zu Ehren der Difunta Correa, der Schutzheiligen der Reisenden. 1841 soll hier Maria Antonia Deolinda y Correa ihren im Bürgerkrieg verschleppten Mann in die Wüste gefolgt sein. Hier in der Wüste soll die Frau mit ihrem Baby auf dem Arm verdurstet sein. Einige Tage später fanden Maultiertreiber den Säugling lebend und an den noch Muttermilch spendenden Correa. Wer in Argentinien in der Nähe als Reisender unterwegs ist, besucht das Grab der Correa und bittet um Beistand. Die meisten spenden Wasser in Plastikflaschen und so liegen davon zigtausende auf dem Hügel. Außerdem sind aber auch kleine Häuschen, Ersatzteile und Kennzeichen von Autos, Fahnen, Metallplatten mit Danksagungen und viele andere Dinge hier hinterlassen worden. Auch wir schließen uns nicht aus und hinterlassen Wasser und Flagge zum Dank für unsere bisherige unfallfreie Reise bei der Difunta Correa.
Weiter nördlich erreichen wir über eine teils an steilen Abhängen entlang führende Piste den Stausee Dique Cuesta del Viento, über den starke Fallwinde der Andenkordillere fegen. Auf der ausnahmsweise ausgezeichnet geteerten neuen Ruta 150 erreichen wir den Parque Provincial Ischigualasto. Der Name kommt aus der Ketschua-Sprache und bedeutet „Land ohne Leben“ und so wird diese unwirtliche Mondlandschaft auch Valle de la Luna genannt. Hier wurden auch Fossilien der mit über 200 Millionen Jahre alten Dinosaurier gefunden. Wir folgen mit unserem Wohnmobil sechs weiteren Autos, die von einem Parkführer begleitet werden und fahren in das karge Wüstental hinein. Wir fahren durch Bäche, halten an verschiedenen Punkten, besichtigen sandige Ablagerungen, geschliffene Felskugeln, bizarre Felsformationen und vor dem über 200 m hohen Pequeno Canon steht „El Hongo“, ein Felsen wie ein riesiger Champignon. Kurz vor Sonnenuntergang präsentieren sich die rote Steilwand und der alleinstehende Pilz in prächtigen Farben. Die Kolonne hat diesen letzten Haltepunkt inzwischen verlassen und wir können ganz allein die Stille in dieser traumhaften Landschaft genießen. In der Dunkelheit kehren wir an den Parkeingang zurück und campen abseits der Straße in der Steppenlandschaft.
Auch der Parque Nacional Talampaya ist Weltkulturerbe der UNESCO und lässt sich leider nur bei einer geführten Tour näher erkunden. Wir entscheiden uns entgegen unserer sonstigen Überzeugung gegen eine geführte Wanderung und fahren diesmal zu einer Fahrt mit anderen Touristen verschiedener Nationalitäten im großen Overlander-Allradfahrzeug in die Schlucht. Sie wird von bis zu 180 m hohen roten Sandsteinwänden begrenzt und erinnert an den Canyon de Chelly in den USA. Der Overlander von Safari Aventura Plus hält mehrmals im großen Canyon, kurze Spaziergänge führen zu Petroglyphen der indianischen Urbevölkerung, der artenreichen Vegetation des Bosquecillo, den über hundert Meter hohen natürlichen Halbschornstein mit mehrfachem Echo und alleinstehenden Felsen. Auf der Fahrt durch den Canyon sitzen wir neben den anderen Touristen oben auf dem Aussichtsdeck und zwischendurch gibt es einen kleinen Imbiss mit Sekt.
Mit unserem Wohnmobil fahren wir nun Richtung Osten und ab Mina Clavero hinauf in die Sierra de Cordoba, die sich wolkenverhangen zeigt. Direkt über uns schweben in der Thermik des Nachmittags mächtige Kondore, die eine Flügelspannweite von über drei Meter erreichen können. An den östlichen Ausläufern der Sierra campen wir am Rio del Medio, bevor wir in Villa General Belgrano auf dem Campingplatz La Florida unseren Vagabundo für die nächsten sieben Wochen während der Zeit unseres Heimaturlaubs parken.
Fortsetzung siehe unter Bericht Argentinien 5